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Geschichte und Geschichten - Inhalt
Stadtplan von 1721
Kloweskirchhof - der Nikolausplatz
Die vierte Geburde
Stiftung des Hospitals zum Heiligen Geist (1368)
Dokument:
Die Heimatwarte:
600 Jahre 'Freiheit' zu Homberg, Juni 1956
 

Freiheit - warum Freiheit?


Ausschnitt aus dem Stich von Wilhelm Dilich, 1605

1356 erfolgte die offizielle Gründung der Freiheit durch Landgraf Heinrich II. von Hessen - aber bereits bei der Gründung der Stadt Homberg 1231 wird von einer Doppelstadt gesprochen. Neben der Oberstadt besteht bereits die spätere Freiheit als Unterstadt.

Das 13. und 14. Jahrhundert sind die Hochzeiten der Stadtgründungen. Die neu gegründeten Städte dienen vor allem zur Durchsetzung der landgräflichen Herrschaft gegenüber dem Adel und zur Absicherung des Landes gegen die Angriffe der Erzbischöfe von Mainz.

Frei mit eigenen Rechten

Wie in Homberg entstanden auch im Schatten anderer hessischer Städte 'Freiheiten'. Die Bürger siedelten zwar im Schutz der Altstadt, waren mit dieser aber rechtlich nicht verbunden und damit auch frei von Bürger- und Zunftpflichten gegenüber der Stadt Homberg.

Während Homberg bereits im 13. Jahrhundert von einer Stadtmauer umgeben ist, entsteht die Mauer der Freiheit erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie hat eine Länge von ca. 650 m, drei halbrunde Türme und ist wesentlich schwächer als die Mauer der Altstadt. Trotzdem ist die Freiheit mit ihrer Mauer ein Bollwerk vor der durch Angriffe besonders gefährdeten Südflanke der Stadt.

Diese exponierte Lage mag zwar ein guter Schutz für die Oberstadt gewesen sein - für die Freiheit brachte die bei Angriffen Zerstörung und Not. So war die Freiheit am Ende des 30jährigen Krieges weitgehend zerstört.

Der Zugang zur Freiheit erfolgte nach dem Bau der Freiheiter Mauer durch zwei Stadttore: Der obere Zugang durch ein Tor in der Nähe des Westheimer Tores, nach unten führt ein Tor zum Efzetal. Das obere Freiheiter Tor wurde 1835 im Zuge der Bauarbeiten für das Lehrerseminar abgebrochen.

1356 bekommt die Freiheit offizielle Rechte. Sie hat mit der St. Nicolauskirche auf dem grasbewachsenen 'Kloweskirchhof' eine eigene Kirche und eine eigene Verwaltung mit Rat und Bürgermeister. Außerdem besaß die Freiheit das Mauer- und das Marktrecht und war der Stadt Homberg damit gleichgestellt. Das politische Ziel der Landgrafen war, nach der Ära der Stadtgründungen durch die Gründung der 'Freiheiten' eine weitere wirtschaftliche Stärkung für das Gewerbe zu erreichen und Hessen damit unabhängiger von der Naturalwirtschaft (und der Ritterschaft) zu machen.

Feuersbrunst und brandschatzende Ritter

Besonders glücklich war die Geschichte der Freiheit zunächst nicht. Im Jahr ihrer Gründung wurden viele Häuser durch ein schlimmes Feuer verwüstet. Da die meisten Häuser damals strohbedeckt waren, konnte das Feuer ungehindert um sich greifen.

1372 griffen die 'Sterner' Homberg an. Dies war einer der gefährlichsten der vielen Ritterbünde, die entstanden, um die Interessen des Landadels gegenüber dem Machstreben der Landgrafen durchzusetzen. Die Sterner kämpften unter der Führung der Grafen von Ziegenhain (Graf Gottfried VIII. von Ziegenhain und Herzog Otto von Braunschweig) und führten in ihrem Wappen den Ziegenhainer Stern. (zur Geschichte der Grafschaft Ziegenhain: http://www.grafschaft-ziegenhain.de/)

Unter Beteiligung der Homberger Bürgerwehr konnte der Angriff auf die Stadt Homberg abgewendet werden - das 'Bollwerk' Freiheit wurde von den Rittern jedoch verwüstet und gebrandschatzt.

Das Ende der Freiheit ist nicht das Ende der 'Freiheit'

Nach 180 Jahren war es dann vorbei mit der Freiheit der Freiheit. Die Zeiten änderten sich. Landgraf Philipp der Großmütige sorgte für eine Vereinigung der Freiheit mit der Oberstadt, das Siegel der Freiheit wurde kassiert. Zum Zeichen der Verbindung wurde das Neue Tor in die Mauer zur Altstadt gebrochen.

Trotzdem ist die Freiheit eigen geblieben mit einem eigenen sozialen Umfeld. Sie war länger bäuerlich geprägt als die wohlhabendere, bürgerliche Gesellschaft der Oberstadt. Dadurch ist der Zusammenhalt der Freiheiter stärker, sie haben lange ihre eigene Freiheiter Kirmes gefeiert, die in den Festen des Freiheiter Bürgerschaftsvereins weiter lebt.


Die vierte Geburde


Quellen:
Erich Kaiser, Ein Städtchen singt sein altes Lied, Homberg
Dr. Fritz Luckhard, Homberg von den Anfängen bis 1648, Homberg 1984
Dr. Hermann Grebe, Aus der Geschichte der Stadt Homberg (in: Homberg, 750 Jahre Stadtrechte), Homberg 1981
Otto Vesper, Homberger Stadttore (in: Homberg, 750 Jahre Stadtrechte), Homberg 1981