Zur Geschichte:
Geschichte und Geschichten - Inhalt
Stadtplan von 1721
Kloweskirchhof - der Nikolausplatz
Das Wallensteinsche Stiftsgebäude
Der Abbruch der Freiheiter Tore
Dokument:
Die Heimatwarte:
600 Jahre 'Freiheit' zu Homberg, Juni 1956
 

Die vierte Geburde

Im Prozess der Stadtwerdung setzte sich die Homberger Oberstadt aus drei Geburden zusammen, die sich an den Homberger Stadttoren orientierten: Holzhäuser-, Westheimer- und Obertorgeburde. Das Wort Geburde ist aus dem mittelhochdeutschen Gebur abgeleitet, was soviel wie Mitbewohner, Dorfgenosse bedeutet. Die Geburden waren also die Zusammenschlüsse der Bürger in ihrem jeweiligen Stadtbereich. Sie führten anfangs ein Eigenleben mit eigenen Verwaltungsorganen. Die drei Geburden der Oberstadt spiegeln sich auch in den Wappen der Stadt wieder, das zeitweise drei Kleeblätter und später die drei Löwen führte.

Knochenschnäpper und Kohlhasen

Die Freiheit war die vierte Homberger Geburde und sie führte ihre Eigenleben zwischen 1356 und 1536 sogar mit eigenen Stadtrechten. Aber der Gegensatz zwischen der Oberstadt und der Freiheit setzte sich auch später fort. So berichtet Luckhardt im ersten Band der Homberger Stadtgeschichte, dass sich um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert die Jugend gegenseitig als Knochenschnäpper und Kohlhasen bezeichnete. Die Knochenschnäpper kamen aus der Oberstadt und waren der landwirtschaftlichen Arbeit und Ernährung entwöhnt. Die Kohlhasen aus der Freiheit blieben der Landwirtschaft und dem Winterkohl verbunden. So gab es auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Freiheit noch landwirtschaftliche Betriebe.

Schwere Zerstörung im 30jährigen Krieg

Schwer zerstört wurde die vierte Geburde im 30jährigen Krieg. Hier waren hohe Verluste an zerstörten Häusern zu verzeichnen. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Freiheit wie ein Bollwerk vor den Mauern der Altstadt platziert war.

60 Wohnhäuser werden in der Freiheit 1651 im Homberger Steuerbuch registriert. In den Kriegsjahren 1636 bis 1648 wurden 57 Häuser zerstört, 31 waren durch Baufälligkeit unbewohnbar. Nur die zweite Geburde rund um die Westheimer Straße und die Bischofstraße hatte mit 108 Häusern noch schlimmere Verluste zu verzeichnen.

Der Katterbach versorgt auch die Freiheit mit Wasser

Die Straße 'Am Katterbach' erinnert noch an eine der wichtigsten mittelalterlichen Versorgungsleitungen, die auch die Freiheit mit Wasser versorgte. Das Wasser der Katterbachquelle vor Mörshausen wurde in offenen Kandeln in die Stadt hineingeführt und dort über mehrere Stränge verteilt und in Kumpen geleitet. Ein Strang führte durch das Rosenthälchen zur Untergasse und unter der Stadtmauer hindurch in die Freiheit bis hinab zur Efze. Zwei Kumpen in der Freiheit wurden durch den Katterbach gespeist. Daneben gab es weitere Brunnen.

Eine der beiden Homberger Badestuben befand sich rechts vom unteren Freiheiter Tor. Die Badestube war Dampfbad und beliebter Treffpunkt mit Nachrichtenbörse gleichermaßen. Eine wichtige Rolle im Rahmen der Homberger Wasserversorgung spielte die St. Nikolauskirche. 1582 wird erwähnt, das in der aufgegebenen Kirche Eichenstämme zu Röhren durchbohrt wurden, durch die das Wasser in die Stadt geleitet wurde. so versuchte man der Wasserknappheit durch die im Winter oft zugefrorenen offenen Kandeln zu entgehen.


Betriebe und Bürger in der Freiheit um 1900 und später


Quellen:
Dr. Fritz Luckhard, Homberg von den Anfängen bis 1648, Homberg 1984
Erich Kaiser, Geschichte der Stadt Homberg (1648 - 1920), Homberg 1982