Die vierte Geburde
Im
Prozess der Stadtwerdung setzte sich die Homberger Oberstadt aus drei
Geburden zusammen, die sich an den Homberger Stadttoren orientierten:
Holzhäuser-, Westheimer- und Obertorgeburde. Das Wort Geburde ist aus
dem mittelhochdeutschen Gebur abgeleitet, was soviel wie Mitbewohner,
Dorfgenosse bedeutet. Die Geburden waren also die Zusammenschlüsse der
Bürger in ihrem jeweiligen Stadtbereich. Sie führten anfangs ein
Eigenleben mit eigenen Verwaltungsorganen. Die drei Geburden der
Oberstadt spiegeln sich auch in den Wappen der Stadt wieder, das
zeitweise drei Kleeblätter und später die drei Löwen führte.
Knochenschnäpper und Kohlhasen
Die
Freiheit war die vierte Homberger Geburde und sie führte ihre Eigenleben
zwischen 1356 und 1536 sogar mit eigenen Stadtrechten. Aber der
Gegensatz zwischen der Oberstadt und der Freiheit setzte sich auch
später fort. So berichtet Luckhardt im ersten Band der Homberger
Stadtgeschichte, dass sich um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und
20. Jahrhundert die Jugend gegenseitig als Knochenschnäpper und
Kohlhasen bezeichnete. Die Knochenschnäpper kamen aus der Oberstadt und
waren der landwirtschaftlichen Arbeit und Ernährung entwöhnt. Die
Kohlhasen aus der Freiheit blieben der Landwirtschaft und dem Winterkohl
verbunden. So gab es auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in
der Freiheit noch landwirtschaftliche Betriebe.
Schwere Zerstörung im 30jährigen Krieg
Schwer
zerstört wurde die vierte Geburde im 30jährigen Krieg. Hier waren hohe
Verluste an zerstörten Häusern zu verzeichnen. Dies hängt sicherlich
auch damit zusammen, dass die Freiheit wie ein Bollwerk vor den Mauern
der Altstadt platziert war.
60 Wohnhäuser werden in der Freiheit 1651 im Homberger Steuerbuch
registriert. In den Kriegsjahren 1636 bis 1648 wurden 57 Häuser
zerstört, 31 waren durch Baufälligkeit unbewohnbar. Nur die zweite
Geburde rund um die Westheimer Straße und die Bischofstraße hatte mit
108 Häusern noch schlimmere Verluste zu verzeichnen.
Der Katterbach versorgt auch die Freiheit mit Wasser
Die Straße 'Am Katterbach' erinnert noch an eine der wichtigsten
mittelalterlichen Versorgungsleitungen, die auch die Freiheit mit Wasser
versorgte. Das Wasser der Katterbachquelle vor Mörshausen wurde in
offenen Kandeln in die Stadt hineingeführt und dort über mehrere Stränge
verteilt und in Kumpen geleitet. Ein Strang führte durch das
Rosenthälchen zur Untergasse und unter der Stadtmauer hindurch in die
Freiheit bis hinab zur Efze. Zwei Kumpen in der Freiheit wurden durch
den Katterbach gespeist. Daneben gab es weitere Brunnen.
Eine
der beiden Homberger Badestuben befand sich rechts vom unteren
Freiheiter Tor. Die Badestube war Dampfbad und beliebter Treffpunkt mit
Nachrichtenbörse gleichermaßen. Eine wichtige Rolle im Rahmen der
Homberger Wasserversorgung spielte die St. Nikolauskirche. 1582 wird
erwähnt, das in der aufgegebenen Kirche Eichenstämme zu Röhren
durchbohrt wurden, durch die das Wasser in die Stadt geleitet wurde. so
versuchte man der Wasserknappheit durch die im Winter oft zugefrorenen
offenen Kandeln zu entgehen.