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Dokument:
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600 Jahre 'Freiheit' zu Homberg, Juni 1956
 

Stiftung des Hospitals zum Heiligen Geist (1368)

Hombergs Reichtum und Aufstreben im Mittelalter ist vor allem dem florierenden Wollhandel zu verdanken. Die Stadt war wirtschaftlicher und militärischer Mittelpunkt und diente zur Sicherung der Handelsstraße durch die 'Langen Hessen', die die Handelstädte Leipzig und Frankfurt verband und Teilstück einer alten Handelsverbindung zwischen Antwerpen und - über Danzig und Königsberg - Nowgorod war. Durch diese verkehrsgünstige Lage gelangten Homberger Handelsfamilien zu großem Reichtum.

Einem dieser reichen Wollhandelsgeschlechter entstammt der Priester Heinrich Bischof. Die Bischofs waren auch im Rat der Stadt vertreten, gehörten also zu den führenden Familien Hombergs. Vom Reichtum dieser Familie zeugt auch das mächtige Bischofshaus in der oberen Bischofsgasse. Es ist eines der gut erhaltenen Bürgerhäuser der Stadt.

Heinrich Bischof stiftete 1368 zusammen mit anderen Mitgliedern der Homberger Kaufmannsgilde das Hospital zum Heiligen Geist in der Freiheit. Dass zu dieser Zeit genügend Geld in der Stadt vorhanden war wird auch daran deutlich, dass gleichzeitig Chor und Langhaus der Marienkirche erbaut wurden.

Während frühere Stiftungen wie das Kloster Sankt Georg ritterlichen Ursprungs waren, ist das Hospital eine bürgerliche Gründung und damit Ausdruck der sich wandelnden Zeiten im Mittelalter. Das Bürgertum entwickelt sich zur führenden Schicht.

Die Stiftung Heinrich Bischofs sollte den Armen und Kranken der Stadt zugute kommen, diente aber auch erkrankten Kaufleuten auf der Durchreise. Durch die Lage innerhalb der ummauerten Freiheit war es besser geschützt als das Kloster Sankt Georg vor den Toren der Stadt. Das Hospital wuchs zu einer beachtlichen Größe heran.

1374 wurde der Kirchturm der Hospitalskirche errichtet (im gleichen Jahr begann auch der Turmbau der Marienkirche). Die Kirche machte später die knapp 20 Jahre zuvor erbaute St. Nikolauskirche als Gemeindekirche der Freiheit überflüssig. Die Hospitalskirche bestand aus einem Langhaus und drei kurzen Apsiden, der Turm erhob sich über der Vierung und war vermutlich aus Holz erbaut. 1805/06 wurde die Kirche wegen Baufälligkeit abgetragen.

Zum Hospital gehörte ein Gutshof in der Freiheit und ein Hospitalsgut in Caßdorf, Ländereien und Wald zur Versorgung mit Brennholz. Durch weitere Stiftungen kam über die Jahrhunderte ein beträchtliches Stiftungsvermögen zusammen - das durch Weltkriege und Inflation weitgehend verloren ging.

In der Hospitalordnung von 1532 (1563 von Landgraf Philipp überarbeitet) ist festgeschrieben, dass nur Personen aufgenommen werden dürfen, die "in tiefer und bloßer Armut stecken" (Luckard, a.a.O.). Später werden auch Arme, die in der Stadt leben durch das Hospital unterstützt.

Das aus groben Basaltsteinen erbaute Hauptgebäude des Hospitals ist noch erhalten, der 1563 errichtete Fachwerkflügel wurde beim Umbau des heutigen Altenheims verändert. 1971 wurde das Hospital zu einem damals modernen Altenheim mit Pflegestation umgebaut, 1985 erfolgte eine umfassende Renovierung.

2006 wird das Altenheim abgerissen. Es soll vollständig neu erbaut werden. Wie andere soziale Einrichtungen will der Kreis das Altenheim privatisieren. So wird aus der ehemals der Versorgung der Stadtarmen dienenden Einrichtung ein weiterer profitorientierter Betrieb.


Quellen:
Dr. Fritz Luckhard, Homberg von den Anfängen bis 1648, Homberg 1984
Erich Kaiser, Geschichte der Stadt Homberg (1648 - 1920), Homberg 1982
Erich Kaiser, Ein Städtchen singt sein altes Lied, Homberg