Zur Geschichte:
Geschichte und Geschichten - Inhalt
Freiheit - warum Freiheit?
Verschwörung in der Freiheit:
Der Dörnberg-

Aufstand - ein
Homberger Fiasko
Dokument:
Die Heimatwarte:
600 Jahre 'Freiheit' zu Homberg, Juni 1956
 

Edle Damen, aufständische Verschwörung: Das Wallensteinsche Stiftsgebäude

Eines der beeindruckendsten Freiheiter Fachwerkhäuser ist das an der Freiheiter Straße gelegene Gebäude des ehemaligen Wallensteinschen Damenstifts. Das heutige städtische Miethaus hat eine bewegte Geschichte.

Erbaut wurde es wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch den Geheimrat und Kammermeister Scheffer, dem Landgraf Moritz 1616 einen freien Burgsitz gewährte.

Ende des 17. Jahrhunderts wird das Haus vom Homberger Oberamtmann Christian von Wallenstein bewohnt, gehört aber immer noch der Familie Scheffer. 1744 gehört es schließlich Magdalene Elisabeth von Wallenstein, der Witwe des Amtmanns, die es als Burgsitz gekauft hat.

Später war es im Besitz ihrer Tochter Marie Amalie, verwitwete von Görtz, die als letzte, erbenlos gebliebene Wallensteinerin testamentarisch in dem Gebäude das freiadlige Wallensteinsche Damenstift gründete. Nach Streitigkeiten mit dem Testamentsvollstrecker der in Frankfurt gestorbenen Freifrau konnte das Damenstift 1783, 14 Jahre nach ihrem Tod, mit der Aufnahme der adligen Stiftsdamen beginnen.

Geleitet wurde das Stift von einer Äbtissin, die protestantischen Stiftsdamen mussten väterlicherseits und mütterlicherseits jeweils 8 adlige Ahnen nachweisen können und eine Einschreibegebühr von mindestens 1.000 Gulden einbringen. Es sammelte sich also eine exklusive Gesellschaft im Stiftsgebäude in der Freiheit.

Eine der bekanntesten Stiftsdamen war Dechantin Marianne vom Stein, die Schwester des berühmten preußischen Ministers Freiherr vom Stein, der eine Zeit lang auch Direktor des Damenstifts war.

Bekannt wurde das Damenstift durch die Verwicklung der Äbtissin Wilhelmine von Gilsa und der Dechantin Marianne vom Stein in den Aufstand des Oberst Wilhelm von Dörnberg gegen Jérôme Bonaparte 1809. Die Verschwörerinnen wurden inhaftiert, das Stiftungsvermögen beschlagnahmt.

1832 wurde die Stiftung nach Fulda verlegt - dort gibt es heute das private Altenwohnheim Stift Wallenstein. Die Verlegung erfolgte nach wiederholten Eingaben der Stiftsdamen, denen der Kurfürst zunächst nicht entsprechen wollte.

Zum Ausgleich für den Verlust des Damenstifts wird das Lehrerseminar von Kassel nach Homberg verlegt, das Stiftsgebäude wird als Lehrerwohnhaus vom kurhessischen Staat aufgekauft.


weitere Infos zum Dörnberg Aufstand:
Verschwörung in der Freiheit:
Der Dörnberg-Aufstand - ein Homberger Fiasko

Quellen:
Erich Kaiser, Geschichte der Stadt Homberg (1648 - 1920), Homberg 1982
Erich Kaiser, Ein Städtchen singt sein altes Lied, Homberg