Edle Damen, aufständische Verschwörung: Das Wallensteinsche Stiftsgebäude
Eines der beeindruckendsten Freiheiter Fachwerkhäuser ist das an der Freiheiter Straße gelegene Gebäude des ehemaligen Wallensteinschen Damenstifts. Das heutige städtische Miethaus hat eine bewegte Geschichte. Erbaut wurde es wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch den Geheimrat und Kammermeister Scheffer, dem Landgraf Moritz 1616 einen freien Burgsitz gewährte. Ende des 17. Jahrhunderts wird das Haus vom Homberger Oberamtmann Christian von Wallenstein bewohnt, gehört aber immer noch der Familie Scheffer. 1744 gehört es schließlich Magdalene Elisabeth von Wallenstein, der Witwe des Amtmanns, die es als Burgsitz gekauft hat. Später war es im Besitz ihrer Tochter Marie Amalie, verwitwete von Görtz, die als letzte, erbenlos gebliebene Wallensteinerin testamentarisch in dem Gebäude das freiadlige Wallensteinsche Damenstift gründete. Nach Streitigkeiten mit dem Testamentsvollstrecker der in Frankfurt gestorbenen Freifrau konnte das Damenstift 1783, 14 Jahre nach ihrem Tod, mit der Aufnahme der adligen Stiftsdamen beginnen.
Eine der bekanntesten Stiftsdamen war Dechantin Marianne vom Stein, die Schwester des berühmten preußischen Ministers Freiherr vom Stein, der eine Zeit lang auch Direktor des Damenstifts war. Bekannt wurde das Damenstift durch die Verwicklung der Äbtissin Wilhelmine von Gilsa und der Dechantin Marianne vom Stein in den Aufstand des Oberst Wilhelm von Dörnberg gegen Jérôme Bonaparte 1809. Die Verschwörerinnen wurden inhaftiert, das Stiftungsvermögen beschlagnahmt.
Zum Ausgleich für den Verlust des Damenstifts wird das Lehrerseminar von Kassel nach Homberg verlegt, das Stiftsgebäude wird als Lehrerwohnhaus vom kurhessischen Staat aufgekauft. |
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weitere Infos zum Dörnberg Aufstand:
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